14 März 2018

Garten 4

Im Frühjahr dann hatten wir uns entschlossen die Terrasse anlegen zu lassen. Im Internet und über örtliche Anzeigen hatte ich einige Gartenbaufirmen gefunden. Die Vorschläge waren alle in Ordnung, aber einfach das was jeder hat. Den Höhenunterschied zum Garten abgefangen mit Steinen, ja das wollten wir , aber mit Betonsteinen konnte ich mich auch nicht so recht anfreunden. Wir wollten doch einen romantischen Garten. Am liebsten wollte ich natürliche Steine.

Unsere Vorstellungen waren konkret:
Eine Holzterrasse um ein Hauseck rum und Vorschläge für den noch nicht gepflasterten Bereich um das restliche Haus.

Die Gartenbaufirma die die Pflasterarbeiten machte, wollten wir nicht mehr aufgrund einiger Vorfälle (siehe Handwerker 2), die ich bereits erwähnt habe. Zufällig las ich in einem Anzeiger von einer Gartenbaufirma von der ich weder im Internet noch ansonsten etwas gelesen hatte. Kurz angerufen und einen Termin für die nächsten Tage vereinbart. Am Telefon kam der Mann mir „merkwürdig“ vor. Aber mein Mann meinte „lass ihn kommen, was soll schon passieren“. Am liebsten hätte ich den Termin abgesagt.

Zum Termin erschien ein Mann – so ganz anders als die anderen. Die „Vorgänger“ erschienen teilweise im Anzug, für eine Gartenbaufirma doch etwas sonderbar. Jetzt kam ein junger Mann mit Elan, Arbeitskleidung – wirklich sympathisch. Er hatte sofort tolle Ideen, der Termin mit ihm machte mir richtig Spaß. 

Den Höhenunterschied wollte er mit natürlichen Steinen, großen Findlingen aus Österreich abfangen und für seitlich hätte er einen Baumstamm aus Grünwald. Ich bekam große Augen … Grünwald – München, meine Heimat. DEN Baumstamm wollte ich unbedingt haben. Was er alles vorschlug. Ich wollte keine Kieselsteine rund um das Haus, sondern einen Weg aus Findlingen. „Bummerlpflaster“ nannte er das.
Ja, das wäre möglich, würde auch gut dazu passen. Die „Arbeiten die er vorschlug sollten um das ganze Haus herum gehen. 

Ich erzählte ihm, dass bereits Firmen hier gewesen wären und man mir erklärt hätte, dass man mit Betonsteinen günstiger käme. Davon hat er abgeraten und auch erklärt, dass man durchaus mit Granitpflaster für die Umrandung und mit natürlichen Steinen auf einen ähnlichen Preis käme, das Ganze auch schöner wirke und natürlicher aussehe, mehr dem Stil des Gartens entspräche.

Am Abend erzählte ich meinem Mann ganz begeistert von diesem sympathischen jungen „Mann“, der mir gleich gefallen hätte und wenn seine Vorschläge nur annähernd  im Preisrahmen wären, wäre ich auf alle Fälle dafür, dass er den Auftrag bekäme.

In der Zwischenzeit hatte ich mit den bereits vor Ort gewesenen Firmen telefonisch nochmals Kontakt aufgenommen und um die Angebote gebeten. Eine Firma war, meiner Meinung nach, dabei besonders dreist. 

Ich sollte die Angebot der anderen Firmen senden und dann würde auf deren Grundlage ein Angebot erstellt werden. Geht’s noch? Ich habe keiner Firma einen derartigen „Vorteil“ verschafft, auch nicht bei der Auswahl der Hausbaufirma. Für mich stellte sich das so dar, dass man es einfach nicht der Mühe wert fand, selbst die Positionen aufzulisten, um ein Angebot zu erstellen. Diese Firma war für mich somit "raus". 

Langsam kamen die Angebote und wie bei den Angeboten für die Pflasterarbeiten mussten wir uns buchstäblich hinsetzen. Meine Worte waren „bei dem Preis machen wir es selbst, dann dauert es eben – aber das ist zu viel“.
Das erste Angebot belief sich auf 26264,70€. Die Zeichnung einfach und die Vorschläge standard. Darin enthalten für den Weg ums Haus Betonsteine, die wir bereits im Eingangsbereich haben. Und die Holzterrasse – allein diese sollte 4525€ (ohne Mwst.) kosten. Allein die Arbeiten im Beet vor der Terrasse waren mit 6392,75€ (ohne Mwst.) veranschlagt Wohl gemerkt, nur um die Terrasse. Die Zahlungsbedingungen 25% Anzahlung bei Auftragserteilung (bitte?) und 25% bei Baubeginn. Nein, das konnten und wollten wir uns auch nicht leisten.

Das nächste Angebot kam einige Tage später. Vorbereitet waren wir nun. Es war im Preis niedriger aber auch hier – das war uns einfach zu viel. Wir hatten keine Sonderwünsche nur eine Holzterrasse und in den Angeboten waren Betonsteine verarbeitet. In diesem Angebot wurden wir von den Preisen für die einzelnen Geräte förmlich erschlagen. 20 Std. Radlader, 15 Minibagger, 13 Auto und Anhänger, 2 Std. LKW. Ja … davon gehe ich aus, dass die Leute mit dem Auto kommen. Nicht mal eine grobe Zeichung enthielt dieses Angebot.
4 Firmen hatte ich ausgesucht und die waren auch hier vor Ort. Die eine Firma fiel raus, wie bereits oben erwähnt, die beiden anderen aufgrund ihrer Angebote. Wir stellten uns ein Angebot deutlich unter 20.000€ vor. Und so warteten wir auf das Angebot von dem netten jungen Mann. Und bei den Vorschlägen die er gemacht hatte, befürchteten wir, dass auch das nicht in unserem Preisrahmen liegen würde.

Einige Tage später klingelte es. „Überraschungsbesuche“ von Handwerkern mag ich so überhaupt nicht. Der junge Mann stand da, erklärte er wäre in der Nähe gewesen und wollte mir sein Angebot zeigen. Mein Mann arbeitete an diesem Tag –wie man heute so schön sagt „im Homeoffice“ – auf bayrisch würde man sagen „von dahoam aus“. Aber er wollte sich nicht dazu setzen. So sah ich mir die Vorschläge allein an.

Allein von der Zeichnung war ich begeistert. Ich sah, hier hatte sich jemand richtig Mühe gegeben und mit Begeisterung und fast möchte ich sagen „Liebe zum Beruf“ einen Vorschlag ausgearbeitet. Die Treppe wollte er mit Bahnschwellen gestalten. Mir schwante, im Bezug auf den Preis, einiges. Er erklärte mir bis ins Detail wie er sich das alles vorstelle. Er benutzte ein Wort das ich seit meiner Jugend nicht mehr gehört hatte „bärig“. Immer wieder sagte er im schönsten Bayrisch „sie werdn sehn des schaut bärig aus“. Aber er kam einfach nicht zum Preis. Wir sprachen über Zeiträume, wann er anfangen könnte, wie lange das dauern würde, dass ich die Pflanzen selber aussuchen könne. Von Bäumen, Sträuchern, Blumen, dass es für ihn schön wäre, wenn er endlich mal etwas anderes machen könne als pflastern und jemand auf seine Vorschläge einginge und sich auch mal überzeugen lasse. Und dann kam der Preis – beinahe wäre ich vom Stuhl gefallen. Jetzt nur nicht zeigen, dass sein Angebot weit unter dem der Konkurrenz liegt. Ich sprach von „muss ich mit meinem Mann besprechen, wir melden uns“.

Sofort als er weg war, lief ich ganz aufgeregt zu meinem Mann ins Büro und erzählte ihm, dass es DAS Angebot überhaupt wäre – er auf alle Fälle den Zuschlag bekäme und es sich doch gelohnt hätte, wenn er dazu gekommen wäre. Am Wochenende darauf entschieden wir uns für diese Firma. Der Beginn der Arbeiten sollte Ende Mai erfolgen.